Eröffnung der Top Level Domain .TR in Kategorie 3

Date d'ouverture des extensions turques avancée au 14 septembre 2022

In diesem Artikel vom 4. Oktober 2023 haben wir Ihnen die bevorstehende Öffnung der Top Level Domain .TR in Kategorie 3 angekündigt.

Die Bewerbungen für diese dritte Kategorie, in der Transaktionen im Rahmen des „a.tr-Übergangsprozesses“ durchgeführt werden, beginnen am 14. Februar 2024 für eine Dauer von drei Monaten.

In dieser Kategorie erhalten Inhaber einer der folgenden Top Level Domain Vorrang bei der Registrierung von .TR: kep.tr, av.tr, dr.tr, com.tr, org.tr, net.tr, gen.tr, web.tr, name.tr, info.tr, tv.tr, bbs.tr und tel.tr.

Das Datum Ihrer Bewerbung zwischen dem 14. Februar und dem 14. Mai 2024 ist für den Bewertungsprozess nicht von Bedeutung. Wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Bewertung unter Berücksichtigung der Top Level Domain-Hierarchie vorgenommen.

Sie können sich gerne jederzeit an Ihre Berater und Kundenbetreuer wenden, um Ihr Portfolio an Domainnamen in der Türkei zu überprüfen.

Neues aus der Türkei! Eine Liberalisierung von .TR

Die Domainnamen in der Türkei haben in den letzten Jahren einen großen Veränderungs- und Entwicklungsprozess durchlaufen.

Nun gibt es Pläne für eine direkte Öffnung von .TR. Die Vergabe von .TR erfolgt nach einem festgelegten Zeitplan mit Kategorien im Rahmen eines Prozesses, der als „a.tr-Übergangsprozess“ bezeichnet wird:

BTK kündigt die Eröffnung nach diesen 3 Kategorien an:

KATEGORIE 1: Ab dem 14.09.2023 für eine Dauer von 2 Monaten (Ende des Zeitraums November 2023):


In dieser Kategorie wird den Inhabern von Domainnamen mit den jeweiligen Endungen .gov.tr, .edu.tr, .tsk.tr, .bel.tr, .pol.tr und .k12.tr Priorität eingeräumt.

Bei dem Domainnamen turkiye.tr hat beispielsweise der Besitzer des Domainnamens turkiye.gov.tr das Recht auf vorrangige Zuteilung.

KATEGORIE 2: ab November 2023 bis Februar 2024

In dieser Kategorie wird den Inhabern von Domainnamen mit der Endung „org.tr“, die vor dem 25.08.2023 vergeben wurden, Vorrang eingeräumt.

Die Kategorie wird vorrangig an die folgenden Einrichtungen (Eigentümer von .org.tr) vergeben:

  • Berufsverbände, die öffentliche Einrichtungen sind,
  • Gemeinnützige Vereinigungen und Stiftungen, die von einer Steuerbefreiung profitieren,
  • Berufsverbände von Arbeitnehmern oder Arbeitgebern.

KATEGORIE 3: Das Datum wurde noch nicht bekannt gegeben, aber man kann davon ausgehen, dass es ab Februar 2024 sein wird.


In dieser Kategorie haben die Inhaber von Domainnamen unter diesen Top Level Domains Vorrang: .com.tr, .net.tr, .gen.tr, .web.tr, .info.tr. Für diese letzte Kategorie sind die Regeln noch nicht festgelegt.

Wir behalten die nächsten Ankündigungen der Registry im Auge und werden Sie auf dem Laufenden halten, sobald wir genauere Daten für die letzte Kategorie haben. Bitte beachten Sie, dass die Daten für die verschiedenen Zeiträume bei Bedarf geändert werden können.

Bereiten Sie Ihre Bestellungen vor und wenden Sie sich erneut an Ihre Berater und Kundenbetreuer, um eine Bestandsaufnahme Ihres Portfolios an Domainnamen in der Türkei vorzunehmen.

Deutsche Banken mit Nachholbedarf? Neue Nameshield Studie zum Thema E-Mail Sicherheit bei Banken

Nameshield führt als Experte der Themen Domainsicherheit und Online Brand Protection regelmäßig Studien zur aktuellen Lage in diesen Bereichen durch, so auch bei unserer aktuellen DMARC-Studie.

Da Finanzinstitute und deren Kunden ein attraktives Ziel für Angreifer sind und mit dem DMARC-Standard ein zuverlässiger Schutz vor Phishing E-Mails möglich ist, haben wir uns in der aktuellen Studie gefragt, wie weit deutsche Banken bei der Umsetzung bereits fortgeschritten sind. Um eine Vergleichsbasis zu haben, wurde das europäische Bankenumfeld in die Analyse miteinbezogen.

Basierend auf unserer über 30-jährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Domain- und E-Mail-Sicherheit kann Nameshield in dem Report auch erste Handlungsempfehlungen geben. Der vollständige Report steht hier für Sie zum Download bereit. Fragen Sie auch gerne eine personalisierte Auswertung und Beratung bei uns an.

[New gTLD] Einführung der .MUSIC

Einführung der neuen Top Level Domain .MUSIC ab dem 11. September 2023 in der Sunrise-Phase

.MUSIC ermöglicht den Mitgliedern der globalen Musikbranche einen internationalen Standard für ihre digitale Identität und die Adresse ihrer offiziellen Website.

Diese Endung ist ausschließlich für Mitglieder der globalen Musikbranche reserviert (die durch ihren rechtlichen Namen, eine etablierte Musikmarke, einen Firmennamen durch eine eingetragene Marke oder eine von der Regierung herausgegebene Unterlage sowie durch musikalische Beziehungen, die dokumentiert oder verifiziert werden können, mit der Branche in Verbindung stehen). Es kann sich also unter anderem um Künstler, Bands, Branchenexperten, Unternehmen und Organisationen aus dem Musiksektor handeln.

Die .MUSIC-Initiative wird von einer Koalition der größten und anerkanntesten Organisationen im Musikbereich unterstützt, deren Mitglieder über 95% der weltweit konsumierten Musik repräsentieren.

Die Mission und das Ziel von .MUSIC bestehen darin:

  • Eine geschützte Internetumgebung für die Mitglieder der Musikgemeinschaft zu schaffen;
  • Einen sicheren und vertrauenswürdigen Online-Raum für den Musikkonsum und die Lizenzierung zu etablieren;
  • Geistiges Eigentum zu schützen und Piraterie zu bekämpfen;
  • Das Wohlergehen, die Rechte und die angemessene Vergütung von Musikern zu unterstützen;
  • Musik & Kunst, kulturelle Vielfalt und Musikerziehung zu fördern;
  • Einen Multi-Stakeholder-Ansatz zur gleichberechtigten Vertretung aller globalen Musikakteure ohne Diskriminierung zu verfolgen, der sowohl kommerzielle als auch nicht-kommerzielle Instanzen umfasst.

Zeitplan für die Einführung von .MUSIC

  • Sunrise Phase (reserviert für Inhaber von Marken, die in der TMCH eingetragen sind): Vom 11.09.2023 bis zum 15.11.2023.
  • Community Organization Phase (reserviert für Mitglieder einer Organisation, die Mitglied der Musikgemeinschaft ist): Vom 16.10.2023 bis zum 09.03.2024.
  • Community Pre-registration Phase (nur für Mitglieder der Musikgemeinschaft, die einen Antrag auf Vorregistrierung gestellt haben) : Vom 11.03.2024 bis 09.04.2024.
  • Public Eröffnung: Ab dem 10.04.2024.

Wenn Sie Fragen zur Registrierung Ihrer .MUSIC-Domain haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Nameshield-Berater.

DNS als vergessene Achillesferse des Internets

Das Internet ist aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken und ist die Basis vielfältigster Anwendungen: Webseitenauftritte, E-Mail-Kommunikation, Messengerdienste, Take-Away-Food-Bestellungen und Home-Office sind da noch die offensichtlichsten, da der Anwender direkt mit ihnen zu tun hat.

Heutzutage kommunizieren aber auch Autos, Handys und IoT-Geräte über das Internet, sei es um Softwareupdates zu laden, Sensordaten zu melden oder auch automatisiert Ersatzteile nachzuordern.

Aus diesem Grund hat so gut wie jede Firma strategisch wichtige Domains, die von Kunden, Mitarbeitern oder Geräten zu gewissen Zwecken aufgerufen werden kann.

Da Domainnamen (z.B. „nameshield.de“) leichter zu merken sind als IP-Adressen (z.B. in diesem Fall „81.92.80.55“) wurde 1983 das Domain Name System (DNS) entworfen und kam ab 1984 zum Einsatz. Es ist vergleichbar mit einem verteilten Telefonbuch und übersetzt zwischen Domainnamen und IP-Adressen. Diesen Vorgang bezeichnet man als „Auflösung“, die IP-Adresse wird dann von einem befugten DNS-Server geliefert.

Im Jahr der Einführung waren aber lediglich 1.000 Rechner an das Netzwerk angeschlossen, die häufig mit wissenschaftlicher Motivation betrieben wurden. Entsprechend ging man beim Entwurf des DNS und des Internets von freundlich-gesonnenen Netzwerkteilnehmern aus. Das hat sich ein wenig geändert: Derzeit schätzt man eine Anzahl von mehr als 5 Milliarden „menschlichen“ Internetnutzern weltweit, zusätzlich kommen unzählige Geräte hinzu. Durch dieses Wachstum wurde die virtuelle Welt auch attraktiver für Betrüger, Aktivisten und Erpresser und die Anforderungen an das Internet und das dahinterliegende DNS haben sich geändert.

Neben Basisfunktionen sind von funktionaler Seite vor allem folgende Punkte wichtig:

1. Verfügbarkeit: Eine hohe Verfügbarkeit ist notwendig, damit Website, E-Mails, Apps, VPN, SSO und andere Schlüsselservices reibungslos erreichbar sind und funktionieren. Ein Ausfall des DNS-Servers mit seiner Übersetzungsfunktion führt zu Datenverlust, finanziellem Schaden, Kundenabgang, Handlungsunfähigkeit von Remote-Arbeitern und Imageverlust.

2. Latenzzeit: Egal von welchem Ort man auf eine Domain zugreift und eine Domainauflösung initiiert, soll dies heutzutage zügig geschehen. Hohe Latenzen führen zu starken Einschränkungen oder auch Fehlern in Anwendungen. Beispielsweise ist ein Telefonat mit deutlichen Verzögerung in der Leitung nicht mehr sinnvoll durchführbar. Ein anderes Beispiel ist das rund 6.000 Kilometer lange, auf dem Meeresboden verlegte, Kabel, das die Finanzplätze London und New York 5 Millisekunden schneller als sein Vorgänger kommunizieren lässt und somit zu erheblichen Vorteilen beim Börsenhandel führen.

Aus dem Blickwinkel der IT-Sicherheit ergeben sich zudem weitere Anforderungen:

3. Schutz gegenüber administrativen Risiken:
Sollte ein unbefugter Zugriff auf die Konfiguration des DNS-Servers stattfinden, können relevante Daten wie IP-Adressen oder MX-Records geändert werden. Dadurch kann ein Angreifer beispielsweise legitime Domainanfragen auf eine von ihm kontrollierte IP-Adresse umleiten und so Internetnutzer auf Betrugsseiten schicken.

4. Schutz gegenüber technischen Risiken:

  • DDoS-Attacken: Mithilfe von Botnetzen können „Distributed Denial of Service“-Attacken (kurz DDoS) ausgeführt werden. Hierbei schicken zeitgleich hunderte bis zehntausende Bots geschickt formulierte Anfragen, die den DNS-Server überlasten, der dann wiederum keine Antworten mehr an legitim anfragende Clients geben kann. Über eine geschickte „reflection attack“ kann sogar noch eine weitere Partei mit hineingezogen werden.
  • DNS cache poisoning: Auf dem Weg zum DNS-Server sind Resolver vorgeschaltet. Diese werden vom Endclient kontaktiert, um eine URL aufzulösen. Der Resolver besitzt einen temporären Speicher (cache), um Domaindaten zwischenzuspeichern und muss deshalb nicht unbedingt bei jeder Anfrage des Endclients eine Verbindung zum DNS-Server herstellen. Dies reduziert die benötigte Bandbreite, gerade wenn man bedenkt, wie häufig Domains wie beispielsweise „google.de“ aufgerufen werden. Beim DNS cache poisoning wird versucht, diesen temporären Speicher mit falschen DNS-Daten zu füllen, sodass bis zur nächsten Anfrage am DNS-Server (sobald der temporäre Speicher gelöscht ist) gefälschte Informationen hinterlegt werden. Dadurch können Clients wieder auf Betrugsseiten umgeleitet werden.
  • DNS-Spoofing: Das DNS-Protokoll sieht erstmal keine Verschlüsselung und keinen Integritätsschutz von Anfragen und Antworten vor. Das heißt, dass Dritte die Kommunikation mithören können. In einem weiteren Schritt können sie sich dann als DNS-Server ausgeben und gefälschte Antworten mit falschen Informationen senden, die dann wiederum auf eine Betrugsseite führen können.
  • DNS-tunneling: DNS-requests werden normalerweise ständig und in hoher Anzahl aus dem Firmennetzwerk verschickt. Dabei werden sie sehr selten durch eine Firewall blockiert. Hacker nutzen dies aus, um Daten aus dem Firmennetzwerk zu extrahieren, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dazu registrieren sie eine Domain (bspw. „hacker.com“) und lassen den infizierten Firmenrechner DNS-Abfragen an diese Domain schicken. Dabei werden in jeder DNS-Abfrage zu extrahierende Daten mitgeschickt. Sobald alle Daten per DNS-Request übermittelt wurden, müssen die Angreifer diese dann nur noch aus den verschiedenen Abfragen zusammensetzen.

Um diese Funktionen und Sicherheitsanforderungen zu gewährleisten, sollte ein DNS-System durchdacht aufgesetzt werden. Beispielsweise gibt der IT-Grundschutz vor, dass DNS-Server redundant ausgelegt werden müssen und laufend überwacht werden müssen, um die Leistungskapazität der Hardware rechtzeitig anpassen zu können.

Auch Nameshield betreibt für seine Kunden DNS-Server, dabei geht das Produkt „DNS Bastion“ noch einen Schritt weiter, um die oben genannten Herausforderungen zu meistern. DNS Bastion ist vorgesehen für strategisch wichtige Domains und besteht aus fünf Säulen:

Integrität, Verfügbarkeit, Monitoring, Analyse und Alert

Eine kleine Beschreibung soll zeigen, was damit jeweils gemeint ist und wie damit die Anforderung abgedeckt werden können.

1. Integrität: Die Integrität soll vor allem gegenüber administrativen Risiken schützen. Beispielsweise beinhaltet DNS Bastion die Funktion „Registry Lock“, um unauthorisierte, ungewollte und unbeabsichtigte Änderungen der Domain zu verhindern. Weitere Funktionen beinhalten unter anderem Multifaktor-Authentifizierung und IP-Filterung, um nur mit valider Berechtigung und von einem bestimmten IP-Bereich Änderungen vornehmen zu können.

2. Verfügbarkeit: Durch ein Dual Anycast Netzwerk mit 80 Standorten und einem zweifachen DDoS-Schutz kann eine hohe Verfügbarkeit (99,999%), eine geringe Latenzzeit und ein Schutz vor DDoS-Attacken gewährleistet werden. Zusätzliche Funktionen wie DNSSEC und TSIG sind ein wirksames Mittel gegen DNS Spoofing und DNS Cache Poisoning. Mit DNSSEC kann die anfragende Partei verifizieren, dass die übermittelten DNS-Informationen identisch sind mit denen, die vom Ersteller der Zone autorisiert wurden. Dazu werden die DNS-Records digital signiert und damit Authentizität und Integrität der DNS-Antwort sichergestellt.

3. Monitoring: Kontinuierliches internes und externes Monitoring des Domainnamens sowie detaillierte Traffic-Statistiken ermöglichen eine umfangreiche Überwachung der Domain und des DNS. Zeitgleich steht ein Supportteam 24/365 bereit.

4. Analyse: Im monatlichen Intervall wird ein Bericht verschickt, in dem wichtige Daten und Parameter des DNS untersucht werden. Neben einer tiefgründigen DNS-Traffic-Analyse wird die Zonenkonfiguration bewertet. Zusätzlich werden die RFC-Compliance und ANSSI-Empfehlungen berücksichtigt. All diese Informationen unterstützen bei einer konformen Einrichtung und Betrieb von DNS und Domain.

5. Alert: Durch die vorher genannten Sicherheitsfunktionen kann die Attraktivität als Angriffsziel reduziert werden. Dennoch können Angreifer eine Attacke versuchen. Um dies schnellstmöglich festzustellen und handeln zu können, erkennt DNS Bastion Anomalien in DNS-Traffic sowie bei Zugriffsversuchen auf die Nameshield Schnittstelle. In diesem Fall wird automatisch ein Alert sowie ein Vorfallsbericht verschickt. Die zügige Erkennungs- und Warnfunktion hilft dabei handlungsfähig zu bleiben.

Gerne helfen wir bei der Identifikation der strategischen Domains und ihrem anschließenden Schutz.

ICANN76, Führungsstil der neuen Interimspräsidentin Sally Costerton prägend für die Neuausrichtung der ICANN?

Die Stadt Cancun, die sich im März 2020 und dann im März 2021 für die Ausrichtung des ICANN-Gipfels beworben hatte, musste schließlich bis zum März 2023 und dem Ende der COVID-Pandemie auf eine Veranstaltung in Präsenz warten. 2023 ist ein sehr wichtiges Jahr für die ICANN – sie feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Nach dem Rücktritt ihres Präsidenten am 22. Dezember 2022 allerdings unter einer Interimspräsidentschaft.

Zwei Frauen an der Spitze des Gremiums

Die Engländerin Sally Costerton, die seit 2012 als Vizepräsidentin des Global Stakeholder Engagement (GSE) für die Sensibilisierung von Interessengruppen hinsichtlich der Anliegen der ICANN und seine weltweite Mission zuständig war, wurde nach dem Ausscheiden von Goran Marby Ende 2022 zur Interims-Geschäftsführerin und Präsidentin von ICANN ernannt. An ihrer Seite steht Tripti Sinha, ihrerseits Vorsitzende des ICANN-Vorstands. Sie ist stellvertretende Vizepräsidentin und Direktorin für Technologie an der Universität von Maryland in der Abteilung für Informationstechnologie. Damit stehen zum ersten Mal in der Geschichte der ICANN zwei Frauen an der Führungsspitze, in gewisser Weise eine Referenz an das Gründungsjahr 1998, als die US-Regierung die ICANN mit der Verwaltung des DNS-Adressierungssystems beauftragte und mit Esther Dysons ebenfalls eine Frau den Vorstandsvorsitz innehatte.

Zwar sind Führungsinterims bei der ICANN selten, aber dieser Umstand führte zu einer besonderen Sitzung mit dem Titel „Die Zukunft der ICANN und der nächste Präsident und CEO“. Eine Sitzung, bei der man erwarten konnte, dass die Teilnehmer mit dem neuen Vorstand interagieren würden. Dem war jedoch nicht so, da diese Sitzung einer Art freiem Mikrofon ohne direkten Ansprechpartner glich, um die Erwartungen an die neue Führung der Organisation zum Ausdruck zu bringen.

Ein Interimsmanagement könnte für eine Governance-Organisation auch eine risikoreiche Zeit bedeuten, zumal es nicht an Themen mangelt, die angesprochen werden müssen, und der geopolitische Kontext zu einer stärkeren Fragmentierung tendiert. Sally Costerton machte zu Beginn des Gipfels ihr Verständnis von Führung mit den Worten „Ich weiß nicht alles, aber ich stütze mich auf Experten“ deutlich und stieß damit im Publikum auf große Zustimmung.

Transparenz auf dem Prüfstand der Erfahrung

Die ICANN ist prinzipiell eine gut eingespielte Organisation. In den letzten Jahren war der Trend zu beobachten, dass die Supporting Organisationen (SO) und die Advisory Committees (AC), aus denen sie sich zusammensetzt, transparenter wurden, indem sie alle ihre Sitzungen der Öffentlichkeit zugänglich machten. Die bedeutendste Veränderung ist beim GAC zu verzeichnen, dem Gremium, das die Regierungen vertritt, dessen Sitzungen viele Jahre lang im kleinen vertraulichen Kreis stattgefunden haben, bevor sie vollständig für alle Teilnehmer geöffnet wurden. Ein Trend, der Vertrauen schaffen kann, um den immer zahlreicher werdenden Kritikern des ICANN-Governance-Modus zu begegnen.

Dieser Trend kehrte sich jedoch auf dem Cancun-Gipfel um, da viele Sitzungen geschlossen waren, sogenannte „Closed Sessions“, zu denen selbst einige angemeldete Nutzer keinen Zugang hatten, weder im Präsenz- noch im Remotemodus. Dies wurde von den Teilnehmern auf dem traditionellen öffentlichen Forum, das die Sitzungswoche normalerweise abschließt, kritisiert.

Fortschritte im Eiltempo?

Der Konsensansatz, ein Markenzeichen der ICANN, ist einerseits ein Vorteil, um möglichst viele Akteure für die beschlossenen Verpflichtungen zu gewinnen, andererseits aber auch ein Manko, da er die Fortschritte bei wichtigen Arbeiten erheblich verlangsamt.

Ein prominentes Beispiel ist der Missbrauch des DNS. Die böswillige Nutzung ist in der Tat ein echtes Problem, wenn man bedenkt, welchen Schaden die betroffenen Internetnutzer erleiden. Der GAC hat dies in einer Sitzung, zu der auch externe Experten wie ein Vertreter des FBI eingeladen wurden, noch einmal hervorgehoben. Dieser berichtete, dass in den USA im Jahr 2022 mehr als 800.000 Domainnamen Gegenstand von Beschwerden waren, die Verluste von mehr als 10 Milliarden US-Dollar verursachten. Das Thema DNS-Missbrauch hat in den vergangenen Jahren bei jedem ICANN-Gipfel eine Rolle gespielt hat – hier scheint das Konsensprinzip an seine Grenzen zu stoßen. Die Interessenvertreter in der GNSO, dem Gremium, das sich mit der Politik für generische Namen befasst, konnten sich konnten sich nicht auf ein umfassendes einheitliches Vorgehen einigen. Eine Änderung der Verträge der Registries und Registrierungsstellen ist in Arbeit und soll im Juni vorgelegt und ab Oktober den betroffenen Parteien zur Abstimmung vorgelegt werden.  

Die GNSO beabsichtigt, auf der Dynamik einer weiteren Vertragsänderung aufzubauen, über die die Interessengruppen abstimmen sollen: eine „RDAP“-Änderung. RDAP ist ein alternatives Protokoll zu Whois, mit dem die Registrierungsdaten von Domainnamen abgerufen werden können. Der Ausgang der Abstimmungen und damit die Annahme der Vertragsänderungen blieb am Ende des ICANN-Gipfels ungewiss, da verschiedene Schwellenwerte für die Teilnahme und die Anzahl der Ja-Stimmen erreicht werden müssen.

Teilweise Zustimmung zu den Empfehlungen für spätere Runden neuer gTLDs

Ein weiteres Thema, das einige gerne schneller vorangetrieben sehen würden, sind die nächsten Runden neuer generischer TLDs. Das letzte Bewerbungsfenster für generische Erweiterungen fand im Januar 2012 statt. Seitdem wurde seit 2015 ein Politikentwicklungsprozess durchgeführt, der eine Reihe von Empfehlungen für die Durchführung neuer Bewerbungsfenster enthält. Der Abschlussbericht dieses Prozesses wurde dem ICANN-Vorstand im Februar 2021 vorgelegt. Im Herbst 2021 überraschte die ICANN die Community mit der Ankündigung einer sogenannten ODP (Operational Design Phase), die schließlich bis Anfang dieses Jahres dauerte. Der Vorstand hatte wohl noch nicht über das letztendliche Vorgehen entschieden. Die Position der neuen Interimspräsidentin der ICANN wurde also auch zu diesem Thema mit Spannung erwartet.

Sie warnte, dass die Zeit auch in dieser Frage reif sei: „Sie werden sehen, dass die Dinge geklärt werden“ (Anm. d. Red.: in Bezug auf die nächsten Runden), sagte sie während einer Sitzung unter der Woche. Am Ende der Woche wurden auf einer Vorstandssitzung 98 Empfehlungen aus dem Prozess der Politikentwicklung angenommen, 38 weitere wurden zunächst zurück gestellt, da sie weitere Ausarbeitungen benötigten. Ein Umsetzungsplan wird ebenfalls erwartet und soll im August vorliegen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf internationalisierten Namen und Erweiterungen, welche die ICANN in den Vordergrund stellen möchte. Weiterhin muss geklärt werden, ob geschlossene generische Erweiterungen angeboten werden können.

Beobachtungen von NAMESHIELD

Es ist zu bedauern, dass die Entscheidungsfindung bei ICANN76 mit nicht weniger als 25 geschlossenen Sitzungen zu einer gewissen Intransparenz zurückgekehrt ist. Einziger Vorteil: Fortschritte bei Themen, die bisher nur schwer vorangekommen sind, wie der Vorbeugung vom Missbrauch des DNS, ein Thema, das für NAMESHIELD sehr wichtig ist, da wir unseren Partnern mehrere Lösungen zur Verfügung stellen, um Ihre Online-Assets zu verteidigen. Interessant ist aus unserer Sicht ebenfalls die Durchführung einer nächsten Runde neuer Erweiterungen, bei der die Experten von NAMESHIELD Sie ebenfalls begleiten können.

Wie wird die neue Interimspräsidentin von ICANN, Sally Costerton, ihre neue Rolle in einer für die ICANN riskanten Zeit ausfüllen, in der die ICANN zunehmend von Staaten, internationalen Organisationen und sogar technologischen Alternativen herausgefordert wird? Die neue Präsidentin wirkte in diesem Punkt proaktiv und ließ ihren Worten Taten folgen, wie beispielsweise bei der Frage nach weiteren Runden neuer generischer Endungen. Sally Costerton scheint sich bereits darauf vorzubereiten, die Rolle des CEO für eine volle Amtszeit der Organisation zu übernehmen.

Bildquelle: ICANN-Website