E-Mail Sicherheit in Unternehmen – Interview

DMARC

Das Thema E-Mail Sicherheit ist lästig, wird aber immer wichtiger, wie wir an der aktuellen BSI-Veröffentlichung sehen, die sich explizit diesem Thema widmet. Ich hatte bei meinem letzten Besuch in Frankfurt die Gelegenheit, mit unserem Experten für E-Mail Sicherheit, Herrn Jochen Schönweiß, zu sprechen.

Susanne Neuber: Hallo Jochen, sag mal, warum sollte das Thema E-Mail Sicherheit Unternehmen interessieren?

Jochen Schönweiss: Oh, da gibt es natürlich eine ganze Menge Gründe! Zunächst einmal ist die E-Mail nach wie vor das Einfallstor Nummer 1 für Cyberangriffe.

Ich denke da zum Beispiel an CEO-Fraud, bei dem sich der Angreifer als eine ranghohe Führungskraft des Unternehmens ausgibt und von einem Mitarbeiter die Überweisung größerer Summen fordert. Oder an Phishing generell oder Ransomware. Das Prinzip ist immer ähnlich: Angreifer nutzen täuschend echte E-Mails, um Mitarbeiter zur Preisgabe sensibler Daten oder zur Ausführung schädlicher Dateien zu bringen.

Weiterhin werden in Firmen tagtäglich vertrauliche Daten (Kundendaten, Verträge, Angebote, interne Informationen) versendet. Unverschlüsselte oder kompromittierte E-Mails können zum Datendiebstahl führen – mit gravierenden finanziellen und rechtlichen Folgen. So kann ein erfolgreicher Angriff per E-Mail erhebliche Kosten verursachen (z. B. durch Betriebsunterbrechungen, Rechtsstreitigkeiten). Zusätzlich können Geldstrafen und Bußgelder durch Aufsichtsbehörden verhängt werden.

SN: Ok, das sind schon mal viele gute Gründe, die einen hellhörig werden lassen sollten. E-Mail Verkehr findet ja aber auch mit Kunden oder Dienstleistern statt.

JS: Genau! Zum Kunden hin gesehen kann ein E-Mail-Leak oder erfolgreicher Cyberangriff den Ruf eines Unternehmens massiv schädigen. Kunden und Partner erwarten, dass ihre Daten sicher behandelt werden – eine Sicherheitsverletzung kann Vertrauen dauerhaft zerstören.

Nicht zu vergessen ist auch, dass es mittlerweile eine Reihe von gesetzlichen Vorgaben gibt, die eingehalten werden müssen. Datenschutzgesetze wie die DSGVO schreiben den Schutz personenbezogener Daten vor – auch beim Versand per E-Mail. Branchen mit hohen regulatorischen Anforderungen (z. B. Finanzwesen, Gesundheitswesen) müssen da noch einmal besondere Sicherheitsstandards einhalten.

Wir beobachten, dass die Angreifer immer professioneller werden: mit KI-generierten Phishing-Mails, gefälschten Absenderadressen oder gezielten Social-Engineering-Attacken. Herkömmliche Spamfilter reichen oft nicht mehr aus.

SN: Mich hast Du auf jeden Fall schon mal überzeugt. Welche Abteilung sollte Deiner Meinung nach das wichtige Thema E-Mail Sicherheit in die Hand nehmen?

JS: Das Thema E-Mail-Sicherheit betrifft zwar das gesamte Unternehmen, aber die Verantwortung sollte klar zugewiesen sein – mit Schnittstellen zu mehreren Abteilungen.

In erster Linie sehe ich die IT bzw. IT-Sicherheitsabteilung in der Verantwortung, bei größeren Firmen also der CIO bzw. CISO. Er hat das technische Know-how zur Implementierung von Schutzmaßnahmen (z. B. Spamfilter, E-Mail-Verschlüsselung, DMARC), kennt die Infrastruktur des Unternehmens und kann Risiken erkennen, bewerten und absichern. Er ist derjenige, der in der Lage sein sollte, Sicherheitsvorfälle zu erkennen und zu beheben.

SN: Dann liegt das Thema also bei der IT?

JS: Nicht nur. Auch der Personalabteilung kommt meines Erachtens eine wichtige Rolle zu. Oft ist der Mensch das schwächste Glied der Sicherheitskette. Deswegen ist eine gute Schulung der Mitarbeiter wichtig. Auch das E-Mail-Marketing, der Datenschutzbeauftragte und nicht zuletzt die Geschäftsführung sind bei dem Thema miteinzubeziehen.

SN: Wie kann der Schutz konkret aussehen? Welche Produkte helfen?

JS: Zu Sicherstellung der Authentizität von E-Mails empfehle ich sowohl die Kombination aus DMARC; SPF und DKIM , als auch das Signieren und ggf. Verschlüsseln von E-Mails mithilfe von S/MIME oder PGP. Damit das ganze auch zum Kunden hin sichtbar wird, ist BIMI eine gute Ergänzung

SN: Oha, was verbirgt sich hinter diesen ganzen Kürzeln?

JS: Also, DMARC ist ein Protokoll zur E-Mail-Authentifizierung, das SPF (Sender Policy Framework) und DKIM (DomainKeys Identified Mail) ergänzt. DMARC ermöglicht es Domaininhabern, Richtlinien für den Umgang mit nicht authentifizierten E-Mails zu definieren und kann regelmäßige Berichte liefern, die Informationen darüber enthalten, wie die E-Mails der Domain durch SPF und DKIM authentifiziert wurden, sowie Details über mögliche Probleme und Missbrauchsfälle.

SPF ist ein Protokoll zur Überprüfung der IP-Adressen eines Absenders einer E-Mail. Es verwendet DNS-Einträge, um zu bestätigen, dass der sendende Server berechtigt ist, E-Mails im Namen einer bestimmten Domain zu versenden.

DKIM (DomainKeys Identified Mail) ist ein Signaturverfahren für E-Mails, bei dem der Absender eine kryptografische Signatur mit dem privaten Schlüssel der Domain erstellt. Der Empfänger kann diese Signatur mit dem öffentlichen Schlüssel im DNS verifizieren, um die Authentizität und Integrität der E-Mail zu überprüfen.

Mit S/MIME (Secure/Multipurpose Internet Mail Extensions) und PGP (Pretty Good Privacy) kann der Sender E-Mails signieren und verschlüsseln, um Vertraulichkeit, Authentizität und Integrität der Kommunikation sicherzustellen

Und BIMI (Brand Indicators for Message Identification) ist ein E-Mail-Sicherheitsstandard, der es Unternehmen ermöglicht, ihr Markenlogo neben E-Mails anzuzeigen, die sie senden. Dies geschieht durch die Authentifizierung von E-Mails mittels DMARC, wodurch die Wahrscheinlichkeit verringert wird, dass Phishing- oder Spam-E-Mails im Namen der Marke versendet werden. BIMI erhöht das Vertrauen der Empfänger in die Authentizität von E-Mails und stärkt gleichzeitig die Markenwahrnehmung.

SN: Ach, ich glaube, das kenne ich, bei meinen E-Mails ist jetzt manchmal das Logo des Absenders im Postfach. Das sieht super aus finde ich.

JS: Ja und nicht nur das, es beweist die Authentizität des Absenders und erhöht damit Deine Sicherheit als Kunde.

SN: Das scheint mir eine runde Sache zu sein. Vielen Dank für das Gespräch lieber Jochen!

JS: Gerne und kein Problem! Melde Dich gerne, wenn Du noch Fragen hast.

Haben Sie noch Fragen bzw. benötigen Sie Unterstützung bei der Implementierung der genannten Sicherheitsprotokolle? Dann wenden Sie sich gerne direkt per Mail an jochen.schoenweiss@nameshield.net!


Apple verschiebt seinen Zeitplan für die Kürzung der Gültigkeitsdauer von SSL/TLS-Zertifikaten um 6 Monate

Am 17. Oktober 2024 berichteten wir von der Bekanntmachung Apples, die maximale Gültigkeitsdauer öffentlicher SSL/TLS-Zertifikate bis 2027 schrittweise auf 45 Tage zu reduzieren.

Seitdem wurden neue Informationen zu diesem Thema veröffentlicht. Darunter eine neue Ankündigung von Apple, mit dem neuen Ziel den Zeitplan um sechs Monate zu verschieben und Zertifikate im März 2028 auf 47 Tage zu begrenzen:

  • 15. März 2026 => Zertifikatslaufzeiten und DCV-Validierung auf 200 Tage reduziert
  • 15. März 2027 => Zertifikatslaufzeiten und DCV-Validierung auf 100 Tage reduziert
  • 15. März 2028 => Zertifikatslaufzeit auf 47 Tage reduziert
  • 15. März 2028 => DCV-Validierungsdauer: 10 Tage

Das CA/B Forum hat sich seinerseits am 24. November 2024 des Themas angenommen, insbesondere mit dem Ziel, erste Schritte zur Organisation des Umgangs mit öffentlichen Kommentaren zu unternehmen.

Nameshield verfolgt weiterhin die aktuellen Entwicklungen und wird regelmäßig über das Thema berichten.

Verkürzung der Laufzeit von SSL/TLS-Zertifikaten auf 45 Tage bis 2027: Apple macht den ersten Schritt

Am 9. Oktober teilte Apple dem CA/Browser Forum mit, dass es auf GitHub einen Entwurf für die Abstimmung über zwei wichtige Ereignisse in der Lebensdauer von SSL/TLS-Zertifikaten zur Kommentierung veröffentlicht hat:

  • Schrittweise Verkürzung der Höchstdauer öffentlicher SSL/TLS-Zertifikate auf 45 Tage bis 2027

  • Schrittweise Verkürzung der Wiederverwendungsfrist für DCV-Challenges auf 10 Tage bis 2027

Im März 2023 kündigte Google in seinem Fahrplan „Moving Forward, Together“ an, dem CA/B-Forum eine Verkürzung der maximal möglichen Gültigkeitsdauer für öffentliche TLS-Zertifikate von 398 Tagen auf 90 Tage anzubieten. Seit dieser Ankündigung wartet der Markt gespannt auf Googles Bestätigung, vor allem aber auf den Zeitplan für die Umsetzung… bisher ohne Erfolg. Mozilla seinerseits kündigte vor einigen Wochen an, dem Beispiel von Google bei seinem Firefox-Browser folgen zu wollen, ohne weitere Details zu nennen.

Apple hat nun den ersten Schritt getan und am 9. Oktober bekannt gegeben, zukünftig sowohl die Lebensdauer von Zertifikaten auf 45 Tage zu verkürzen (statt wie erwartet 90 Tage) als auch die Dauer der DCV-Challenges auf 10 Tage zu begrenzen, gemäß dem unten stehenden Zeitplan. Ein echter Paukenschlag:

  • Sep-15-2025 => Zertifikate und DCV-Validierungszeiten auf 200 Tage reduziert
  • Sep-15-2026 => Zertifikate und DCV-Validierungszeiten auf 100 Tage reduziert
  • Apr-15-2027 => Zertifikate und DCV-Validierungszeiten auf 45 Tage reduziert
  • Sep-15-2027 => DCV Validierungszeit: 10 Tage

Was steckt hinter der Entscheidung, welche Folgen hat sie und wie können Sie sich als Domaininhaber auf die Veränderungen vorbereiten?

Kontext und Analyse:

Im ersten Stadium wird die Veröffentlichung von den Marktteilnehmern kommentiert werden, bevor die formelle Abstimmung im CA/B-Forum erfolgt, über die wiederum die Mitglieder abstimmen: die Herausgeber von Internet-Browsern (Google, Mozilla, Apple und Microsoft…) einerseits und die Zertifizierungsstellen andererseits. Sicherlich wird es noch Änderungen geben, aber die Grundidee steht und der Prozess ist in Gang.

Die Softwarehersteller sind sich in der Tat einig, dass die Lebensdauer von Zertifikaten verkürzt werden muss. Unter den Zertifizierungsstellen unterstützt Sectigo, einer der wichtigsten Akteure in der Zertifikatsbranche, die Initiative bereits. Es ist davon auszugehen, dass die Dinge von nun an schnell voranschreiten werden und in den kommenden Wochen oder Monaten nur wenige Kommentare eingehen und ein Votum verfasst wird. Sobald wir mehr über die Bestätigung der Laufzeiten und des Zeitplans wissen, werden wir Sie natürlich informieren.

Erwartete Ergebnisse:

  • Lebensdauer von Zertifikaten: Ob 90 Tage, 45 Tage oder sogar weniger, diese Verkürzung ist keine Überraschung mehr und hat erhebliche Auswirkungen auf das Portfolio öffentlicher Zertifikate. Die Zertifikate können nicht mehr manuell verwaltet werden. Der Markt hat mit dem Übergang zur Automatisierung begonnen, insbesondere durch CLMs (Certificate Lifecycle Managers). Für Unternehmen und Organisationen wird es darauf ankommen, sich auf Partner zu verlassen, die so viele Verbindungen wie möglich zwischen Organisationen, Zertifizierungsstellen und CLMs anbieten können.
     
  • Dauer der DCV-Abfrage: Eine Verkürzung der Dauer der DCV-Abfrage auf 10 Tage hätte, sofern sie validiert wird, erhebliche Auswirkungen, vielleicht sogar mehr als eine Verkürzung der Lebensdauer von Zertifikaten. Bislang hat die Branche Domainnamen 398 Tage lang vorvalidiert und dabei nur einmal die DCV-Anforderung verwendet. Die Ankündigung von Apple würde somit die Verwendung einer DCV-Challenge für praktisch alle Bestellungen erzwingen, was einen großen Paradigmenwechsel darstellen und Verbindungen mit einem weiteren Baustein im Ökosystem mit sich bringen würde: dem DNS. Bei der DCV-Abfrage (Domain Control Validation) wird in die Zone des/der im Zertifikat aufgeführten Domainnamens/-namen eingegriffen, im Idealfall sofort, um das Zertifikat zu validieren.
     
  • Dauer der Organisationsauthentifizierung: Apple hat nichts zum Thema der Gültigkeitsdauer der Organisationsauthentifizierung für OV-Zertifikate bekannt gegeben, die derzeit 825 Tage beträgt. Es kursieren jedoch Gerüchte, dass diese auf 398 Tage oder sogar 365 Tage verkürzt werden könnte.

Was Sie bereits jetzt tun können:

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zertifikatsverwaltung liegt in der Automatisierung. Eine Zertifikatslebensdauer von 45 Tagen entspricht 9 Eingriffen pro Jahr und Zertifikat. Eine manuelle Verwaltung wird damit utopisch. Wir empfehlen Ihnen folgende Lösungsbausteine:

  1. Zertifikatsanbieter/Zertifizierungsstelle (CA): ein vertrauenswürdiger Partner, der Sie bei Problemen mit der Authentifizierung in Ihrem Unternehmen und Ihrer Domain unterstützt. Das Dienstleistungsniveau ist der Schlüssel zu einem guten Management. Ein Multi-CA-Partner wird daher empfohlen, um die Abhängigkeit von einer einzigen CA zu begrenzen, wie im Falle der jüngsten Rückschläge von Entrust.
     
  2. Registrar/Primärer DNS: Die Beherrschung des primären DNS der in den Zertifikaten aufgeführten Domainnamen wird zum Schlüssel für die Zustellung. Jedes Mal, wenn ein Zertifikat ausgestellt wird, wird ein TXT oder CNAME in der/den betreffenden Zone(n) installiert. Eine Verbindung zwischen der CA und dem DNS ist unerlässlich.
     
  3. CLM-Editor: Der CLM hat die Aufgabe, das Zertifikatsportfolio zu inventarisieren, Regeln für die Verwaltung des Zertifikatsportfolios festzulegen und den gesamten Bestellprozess zu automatisieren, von der Erstellung von CSRs bis zum Einsatz von Zertifikaten auf Servern. Um ordnungsgemäß zu funktionieren, ist der CLM auf Verbindungen mit CAs oder Zertifikatslieferanten angewiesen.

Vorbereitung bedeutet also, die geeignetste Lösung auf der Grundlage dieser drei Dimensionen zu ermitteln und diese Analyse durchzuführen, um die Auswirkungen in Bezug auf Verfahren, Technologie und Budget – im Idealfall – vor Ende des ersten Halbjahres 2025 zu verstehen.

Der Ansatz von Nameshield:

Nameshield nimmt als Registrar und Anbieter von Multi-AC-Zertifikaten eine besondere Stellung auf dem Markt ein. Seit über 10 Jahren stellt die Authentifizierung von Organisationen und Domains mit Zertifikaten unser Tagesgeschäft dar. Einerseits haben wir eine enge Beziehung zu den größten CAs auf dem Markt (Digicert, Sectigo, GlobalSign), andererseits beherrschen wir den DNS-Brick für die DCV-Validierung. Infolgedessen können wir öffentliche Zertifikate fast sofort ausstellen. Nicht zuletzt verfügt Nameshield über Beziehungen zu den wichtigsten Akteuren auf dem CLM-Markt, so dass Sie eine umfassende Verbindung zwischen den verschiedenen an der Zertifikatsverwaltung beteiligten Parteien sicherstellen können. Auf diese Weise können wir Sie dabei unterstützen, sich gut auf die oben genannten Herausforderungen vorzubereiten.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Verkaufsteam oder an unser Team für Zertifikate.

Abhängigkeit von Zertifizierungsstellen: ein unterschätztes Risiko?

Eine Zertifizierungsstelle (Certificate Authority, CA) ist eine Einrichtung, die digitale Zertifikate ausstellt, um die Identität von Websites, Servern oder Benutzern zu authentifizieren und die Integrität der Daten zu gewährleisten, die bei der Online-Kommunikation ausgetauscht werden.

Wenn eine Website kein Zertifikat hat, kann sie keine sichere Verbindung über HTTPS herstellen, wodurch ihre Daten dem Risiko des Abfangens, der Veränderung und des Missbrauchs ausgesetzt sind. Aus diesem Grund legen die Internetbrowser der GAFAM (Google, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft) diesen Zertifizierungsstellen strenge Compliance- und Sicherheitskriterien auf, um ihren Nutzern ein sicheres Surfen zu ermöglichen. Die GAFAM sind allerdings auch echte Imperien, die in der Lage sind, ihre eigenen Regeln in der digitalen Welt quasi willkürlich oder zumindest einseitig zu gestalten und zu definieren.

Die Zertifizierungsstellen sind demnach in gewisser Weise von den Standards der GAFAM abhängig, was Unternehmen dazu veranlassen sollte, sich nicht von einer einzigen Zertifizierungsstelle abhängig zu machen. Dies gilt umso mehr, als dass Zertifizierungsstellen mit Sicherheitslücken, Angriffen oder Vorfällen konfrontiert werden können, wie es bei der niederländischen Zertifizierungsstelle DigiNotar der Fall war, die nach einem massiven Hackerangriff im Jahr 2011 gezwungen war, ihre Tätigkeit einzustellen.

Die jüngste Zertifizierungsstelle, die mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen hatte, ist Entrust. Google Chrome hat angekündigt, das Vertrauen in seine TLS-(SSL-)Zertifikate zum 31. Oktober 2024 zu beenden und erklärt, dass diese Entscheidung aufgrund einer gründlichen Bewertung der Sicherheitspraktiken der Zertifizierungsstelle folgt. Bedenken gab es beispielweise in Bezug auf die Einhaltung der geforderten strengen Standards: zu lange Widerrufsfristen, wiederholte Schwachstellen und Risiken für die Nutzer… Die Chrome-Versionen 127 und höher werden voraussichtlich im Oktober die automatische Genehmigung der von Entrust ausgestellten TLS/SSL-Zertifikate deaktivieren. Auf Unternehmenswebsites, die deren Zertifikate verwenden, werden vermutlich Sicherheitswarnungen in Google Chrome angezeigt, die darauf hinweisen, dass die Website nicht sicher ist, oder die Erreichbarkeit der Seite wird eingeschränkt.

Entrust ist natürlich kein Einzelfall. Symantec geriet 2015 wegen der Ausstellung ungültiger TLS-Zertifikate mit Google in Schwierigkeiten. Die Zertifizierungsstelle war damals für 30% der Zertifikate im Web verantwortlich und verzeichnete Einnahmen von 400 Millionen US-Dollar, wie das Medium silicon.fr berichtete. Google hat die Symantec-Zertifikate jedoch nach und nach aus Chrome und Android verbannt. Die Entität wurde schließlich 2021 an Digicert weiterverkauft.

Zertifizierungsstellen arbeiten eng mit dem CAB Forum und den GAFAM zusammen, um die Standards für Cybersicherheit zu erhöhen und ihre Sicherheitspraktiken und -protokolle zu verbessern. Es ist unbestreitbar, dass in diesem Bereich enorme Fortschritte bei der Erhöhung der Sicherheitsstandards gemacht wurden. Der jüngste Vorfall mit Entrust zeigt jedoch die Risiken auf, die angesichts der Souveränität und des beispiellosen Einflusses der GAFAM bestehen bleiben: Niemand ist vor potenziell willkürlichen Entscheidungen dieser Technologieriesen sicher.

Angesichts dieser Schwachstellen raten wir Unternehmen zu einem Ansatz mit mehreren Zertifizierungsstellen, die bei einem spezialisierten Anbieter verwaltet werden. Durch die Diversifizierung der Zertifizierungsstellen können Unternehmen das Risiko der Abhängigkeit von einem Ausfall oder einem massiven Widerruf von Zertifikaten verringern und so ihren Fortbestand sicherstellen. Die zentrale Verwaltung von Zertifikaten bei einem vertrauenswürdigen Spezialisten wie Nameshield ermöglicht es zudem, Verfahren zu standardisieren, die Verwaltung von Verlängerungen oder die Umstellung von Zertifikaten von einer Zertifizierungsstelle auf eine andere zu vereinfachen und so mehr Flexibilität zu bieten. Die Verwaltung der Zertifikate durch eine spezialisierte Stelle ist eine Möglichkeit, die Kontinuität der Online-Dienste zu gewährleisten, Risiken zu reduzieren und die Ausgaben für Cybersicherheit angesichts einer sich ständig ändernden Bedrohungslage zu optimieren.

Insgesamt ist die Abhängigkeit von den Zertifizierungsstellen ein Risiko, das sich sowohl finanziell als auch in Bezug auf den Ruf als kostspielig erweisen kann. Um die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit der digitalen Infrastruktur zu gewährleisten, kann eine Multi-Zertifizierungsstellen-Strategie ein wichtiger Schutz vor unvorhergesehenen Cyberbedrohungen sein.

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