Desinformation, IT-Sicherheit, Auswirkungen von KI im Mittelpunkt des Domain Pulse 2025

Nach Wien in Österreich war Dresden in Deutschland im Februar Gastgeber der Domain Pulse 2025. Die Veranstaltung, die in diesem Jahr von der deutschen Registry Denic organisiert wurde, hat sich als wichtigste Konferenz der Domainnamen- und Internetbranche im deutschsprachigen Raum etabliert. Auch die Neuauflage 2025 war wieder reich an Begegnungen und Informationen.

Der Domain Pulse, der von den Registries Denic, Nic AT und Switch initiiert wurde, fand dieses Jahr in den schönen Räumlichkeiten der Gläsernen Manufaktur in Dresden statt. Die Gläserne Manufaktur ist eine Automobilfabrik und ein Kulturzentrum, das dem Volkswagen-Konzern gehört. Dort werden Modelle von E-Autos ausgeliefert. 

An diesem Ort der Hochtechnologie war es das Wort „Cyberwar“, das den ersten Vormittag der Veranstaltung prägte. Ein hybrider Krieg, bei dem eine der Bedrohungen die Entwendung sensibler Daten ist. Wie der Hacker und Psychologe Linus Neumann erklärte, scheitert die Computersicherheit, weil „sie noch immer zu oft auf theoretischen Konzepten statt auf den Bedingungen der realen Welt basiert ist“. Und in der realen Welt wurden als prominente Beispiele Ukraine genannt, wo es bereits vor Ausbruch des Konflikts zu massiven Cyberangriffen kam. Spionage, aber auch ausländische Einmischungen in Wahlprozesse sind weitere Realitäten die genannt wurden. Was die Beeinträchtigung der Infrastruktur betrifft, waren die Teilnehmer amüsiert darüber, dass sogar Tiere zum Teil erhebliche Schäden verursachen. So hätten Eichhörnchen im Jahr 2024 in den USA 1252 Netzausfälle verursacht.

Der deutsche Netzpolitik-Aktivist und Journalist Markus Beckedahl warnte die Öffentlichkeit vor der industriemäßigen Verbreitung von Desinformation. Dieses Thema war ein weiterer wichtiger Punkt am ersten Tag. Die Beispiele Brexit sowie die Wahlen der Präsidenten Trump Im Jahr 2016 oder Bolsonaro in Brasilien im Jahr 2018 wurden als unerwartete Ereignisse angeführt, bei denen Desinformationen weitgehend versucht haben, über soziale Netzwerke die Entscheidungen der Wähler zu beeinflussen. Ein Thema, das ein besonderes Echo fand, da in Deutschland zehn Tage später Bundestagswahlen stattfanden. Die Wahlergebnisse der Rechtsextremen wurden mit Argusaugen beobachtet.

Die ICANN verwies auf die bevorstehende Gelegenheit der nächsten Runde neuer generischer Internet-Endungen, die im zweiten Quartal 2026 stattfinden wird und bei der insbesondere Unternehmen mit Markenrechten die Möglichkeit haben werden, neue .marken (oder .Brand) zu schaffen.

Am zweiten Tag des Domain Pulse war es die künstliche Intelligenz, die die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf sich zog. Andreas Dengel, Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), berichtete in seiner Einführung über die Suche nach seinem Profil per ChatGPT. Er berichtete, dass er Ungenauigkeiten in seinen Veröffentlichungen festgestellt hatte.

Andreas Dengel au Domain Pulse 2025

Er erinnerte an eine offensichtliche, aber oft vergessene oder unterschätzte Tatsache: „Wenn die Ausgangsdaten unzuverlässig sind“, werden nicht die Algorithmen, die daraus ein Ergebnis extrahieren, Abhilfe schaffen.

Christian Stummeyer, Ökonom und Berater für Digitalisierung, KI und E-Commerce, schlug seinerseits vor, eine Zeitreise zu unternehmen, um festzustellen, wie sehr die Technologien unsere Gewohnheiten verändert haben, angefangen bei der Bildung von Paaren (ist hier « Partnersuche » gemeint ?). So nahmen im Jahr 2015 Online-Interaktionen einen Anteil von 31% in diesem Bereich ein, ein Anteil, der bis 2024 auf 61% angestiegen sein wird. In Bezug auf KI erinnerte er daran, dass einige KIs bereits schon 120 Punkte im Mensa-Test, einem renommierten Test der kognitiven Fähigkeiten in Norwegen, erreichen. Er wies darauf hin, dass KIs in diesem Stadium vor allem sozialliberal sind, da sie mehrheitlich im Silicon Valley entwickelt werden, dass diese Tendenzen aber von ihren Entwicklern z. B. in Richtung einer Form von Autoritarismus gelenkt werden können. Er war auch der Meinung, dass das Zeitalter des vorausschauenden Verkaufs nicht mehr weit entfernt ist: 2030.

Während diese beiden Tage eine erneute Reise in eine nicht allzu ferne Zeit ermöglichten, kommt man nicht umhin, darüber zu staunen, dass die ersten  .marke (Brand TLDs) bereits mehr als 10 Jahre in Betrieb sind.

April 2026 ist der Beginn des nächsten Fensters, in dem Sie Ihr Projekt für .marke mit Ihrer eigenen Endung einreichen können. Ein Werkzeug, das konkrete Antworten auf die Herausforderungen liefert, die anlässlich des Domain Pulse genannt wurden. Angesichts von Fehlinformationen, die die E-Reputation eines Unternehmens nachhaltig schädigen können, kann das Unternehmen seine Nutzer und Zielgruppen nämlich darauf aufmerksam machen, dass sein offizieller Informationskanal ausschließlich von einer Adresse wie group.marke stammt. In Bezug auf die Sicherheit ist es ein wichtiger Vorteil solcher Internet-Endungen, dass nur das Unternehmen, das die Marke besitzt, neue Adressen generieren kann, da dieser Namensraum nur ihr gewidmet ist, was bei anderen auf dem Markt existierenden Internet-Endungen nicht der Fall ist. So können sie sich vor bestimmten Angriffen schützen, die über irreführende und meist bösartige Internetadressen verübt werden. Dies sind nur einige Beispiele für die Vorteile einer .marke. Um ein solches Projekt erfolgreich durchzuführen und den größten Nutzen daraus zu ziehen, empfehlen wir Ihnen jedoch, sich von spezialisierten Unternehmen wie Nameshield GmbH begleiten zu lassen, die Erfahrung mit der Einführung neuer Internet-Endungen haben.

Ich kann es mir nicht verkneifen, mit einer kleinen Anekdote von meiner Rückfahrt aus Dresden zu schließen. In meinem Zug fiel das Computersystem bei der Abfahrt aus, so dass die Wagennummern nicht mehr angezeigt werden konnten. Vor der Abfahrt des Zuges hat der Zugbegleiter einige Reisende mit Papier, Filzstiften und Klebeband dazu gebracht, die Waggonnummern anzubringen. Eine Anekdote, die uns zeigt, dass Technologie nützlich ist, solange sie funktioniert.

Domain Pulse 2024: Diskussion über künstliche Intelligenz, die NIS2-Richtlinie und unser Gesellschaftsmodell

Am 22. und 23. Februar fand in Wien, Österreich, die Domain Pulse statt. Dieses Symposium bringt einmal im Jahr alle Akteure der Domain-Namen-Branche rund um die Registrierungsstellen in Österreich (nic.at), Deutschland (DENIC eG) und der Schweiz (SWITCH) zusammen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und bot eine produktive Mischung aus Konferenzen und Networking-Möglichkeiten.

Bild Neil Harbisson, der „Cyborg-Künstler“, wie er sich selbst bezeichnet, erregte viel Aufmerksamkeit

Für diejenigen, die dachten, Cyborgs – Menschen, denen mechanische oder elektronische Teile eingepflanzt wurden – gäbe es nur in der Science-Fiction-Literatur oder im Kino, wie in Fritz Langs Meisterwerk „Metropolis“, das vor fast 100 Jahren erschien, war die Domain Pulse 2024 ein Weckruf. Der Stargast der Veranstaltung, Neil Harbisson, ein selbsternannter Cyborg-Künstler, sorgte bei der Eröffnung der Veranstaltung für großes Aufsehen. Der britische Künstler war 2004 der erste Mensch, dem eine Antenne in den Schädel implantiert wurde. Dieses zusätzliche „Organ“ ermöglicht es ihm, Farbfrequenzen anders wahrzunehmen. Mit Hilfe einer Software-Schicht kann er diese Wahrnehmungen sogar in Klang übersetzen. Er erklärt gerne, dass er „Lieder essen“ kann, indem er die Wahrnehmung eines Gerichts in Töne umwandelt, oder „Klangporträts“ von Menschen anfertigt. Er erzählte, dass „König Karl III. in der Lage war, sich sein Klangporträt anzuhören“. Er erklärte auch, dass Hautfarben für ihn einfach Variationen der Farbe Orange sind. Eine weitere Facette seiner Verwandlung ist der „Hindernislauf“, den er durchlief, um die Möglichkeit zu erhalten, seinen Pass zu verlängern. Das Aufpfropfen von technischen Hilfsmitteln wirft ethische Fragen auf und ist normalerweise auf Pässen nicht erlaubt. Am Ende erhielt er jedoch das Recht, einen Pass mit seiner Antenne auf dem Foto zu haben. Seiner Meinung nach gehört ‚augmented reality‘ bereits der Vergangenheit an, da wir nun über ‚revealed reality‘ sprechen.

Er übersah jedoch nicht, dass diese, wie alle Technologien, ihren Teil an Versprechungen und Gefahren haben. Im Falle der ersteren sind wirkungsvollere Anwendungen möglich, wie z. B. die Tatsache, dass solche „Organe“ eines Tages den Menschen in die Lage versetzen könnten, „nachts zu sehen“ und damit Energie zu sparen, oder „ihre Körpertemperatur zu regulieren, anstatt zu klimatisieren“. Die Kehrseite der Medaille sind Infektionsrisiken oder klinische Abstoßungsreaktionen, Werkzeuge, die noch von konventionellen Energiequellen abhängig sind, Probleme mit der Akzeptanz in der Gesellschaft und natürlich das Risiko, dass diese Werkzeuge gehackt werden, was schwer abzuschätzende Folgen hat.

Die NIS2-Richtlinie stand ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussionen bei der Domain Pulse. Diese Cybersicherheitsgesetzgebung muss bis spätestens zum 17. Oktober 2024 in nationale Gesetze der Mitgliedstaaten der Europäischen Union umgesetzt werden. Auf der Domain Pulse wurden die DNS-Dienstleister darauf hingewiesen, dass sie ihre cyber capabilities, ihr Risiko-Management und Berichtswesen sowie die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch – die drei Säulen der Richtlinie – verbessern müssen. In Bezug auf Artikel 28 des Textes, der speziell auf Datenbanken zur Registrierung von Domainnamen abzielt, stellte eine Gruppe von Fachleuten die Kohärenz des Ansatzes in Frage: „Die Europäische Kommission macht einen Rückzieher in Bezug auf die Akkuratheit der Registrierungsdaten und die berechtigten Interessen. Dieser Cyber-Ansatz steht im Widerspruch zum Grundsatz der Datensparsamkeit“, sagte Thomas Rickert.

Zu den weiteren bemerkenswerten Präsentationen gehörte eine Reflexion über unser Gesellschaftsmodell unter der Fragestellung „Liegt die Zukunft in den virtuellen Gemeinschaften, die die Staaten ersetzen werden? Eine Projektion des Einstein-Zentrums ermöglichte es den Besuchern, uns selbst in ein solches Modell hineinzuversetzen.

Der zweite Tag der Veranstaltung stand im Zeichen der künstlichen Intelligenz. Die in zahlreichen Bereichen eingesetzte künstliche Intelligenz hat bereits gezeigt, dass sie in der Lage ist, die menschlichen Fähigkeiten zu übertreffen. Auch ihre Anpassungsfähigkeit wurde am Beispiel der Captcha-Eingabe diskutiert. Captcha sind Tests, die auf den menschlichen Fähigkeiten zur Bild- oder Tonanalyse basieren, um automatisierte Anfragen von menschlichen Anfragen zu unterscheiden. ChatGPT gelang es nicht, ein Captcha einzugeben, sondern ging zu einer Website, auf der es möglich ist, menschliche Hilfe für bestimmte Bedürfnisse anzufordern. Im Hilfeforum fragte das Support-Team ChatGPT, ob es ein Roboter sei. Wie es ein Mensch wahrscheinlich getan hätte, um das gewünschte Ziel zu erreichen, log ChatGPT und antwortete, es sei kein Roboter. Wie die am Vortag erwähnten technologischen Einrichtungen bietet die KI interessante Perspektiven für schnellere Fortschritte in Bereichen wie beispielsweise der Forschung. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass KI auch für bösartige Zwecke eingesetzt werden kann. So wie es das Dark Web gibt, gibt es auch Dark AI. KI ist in der Lage, Phishing-E-Mails und Betrügereien (Internetbetrug) zu erstellen. Es wird immer schwieriger werden, zu unterscheiden, was echt und was gefälscht ist, z. B. bei Deepfakes (Anm. d. Red.: auf KI basierende Multimedia-Synthesetechniken, die gefälschte Audio- oder Videosequenzen erzeugen können).

Eine weitere Herausforderung und ein aktuelles Thema ist der Krieg vor den Toren Europas. Der Ukraine-Konflikt wurde in Form von Rückmeldungen der ukrainischen Registry im Zusammenhang mit dem Krieg und operativen Learnings erörtert. Dazu gehörten die bevorzugte Nutzung von Hosting-Unternehmen, die eine belastbare Infrastruktur bieten, und „KMU, die reaktionsschneller sind als große Strukturen“, „die Auswahl der richtigen Mitarbeiter“ und die Tatsache, dass in einer Krisensituation „Menschen zuverlässiger sind als Maschinen“.

Die Domain Pulse 2024 verknüpfte auf interessante Weise spezifische Themen der Domainnamen-Branche, wie Cybersicherheit mit den regulatorischen Aspekt der NIS2-Richtlinie. Die Domain Pulse bot den Teilnehmern auch die Gelegenheit, über das Gesellschaftsmodell nachzudenken, das wir uns für uns und unsere Kinder wünschen, da die Menschheit in diesem Bereich an einem Wendepunkt zu stehen scheint.